Worum geht es?
BMWi und BSI haben den neuen Eckpunkteplan zur Standardisierung der iMSys-Infrastruktur veröffentlicht, um bei den technischen Fragestellungen zur Digitalisierung der Energiewende mehr Tempo aufzunehmen. Der vorgestellte Entwurf soll als Grundlage für das Stufenmodell 2.0 dienen und in den nächsten Wochen mit der Branche diskutiert werden.
Inhalt der Eckpunkte:
Die Eckpunkte wurden unter Berücksichtigung der bereits zertifizierten SMGW-Gerätetechnik beschlossen, was den Messstellenbetreibern und Herstellern mehr Sicherheit bei Planung und Investitionen geben soll. Es wurden mehrere Optionen zu Fernsteuerung, WAN-Anbindung, Submetering und Ladeinfrastruktur nach den folgenden Kriterien bewertet:
- schnelle technische Umsetzbarkeit,
- einheitlicher Standard der IT-Sicherhieit,
- gute Gesamtwirtschaftlichkeit und
- dem Beitrag zur Digitalisierung.
Insgesamt sollen damit schnellstmöglich weitere Einbaufälle und Einsatzbereiche der SMGWs ermöglicht werden.
Es zeigt sich, dass für den Versand von Steuersignalen und Submeter-Daten künftig der CLS-Proxy-Kanal des SMGWs bevorzugt wird. Dabei stellt der Messstellenbetreiber über das SMGW einen sicheren Kanal zwischen dem Backend-System des Marktteilnehmers und der Messtechnik bzw. der Steuereinheit in der Kundenlage her. Die Option soll in allen Fällen schnell und auf Basis von hohen Sicherheitsstandards umsetzbar sein und weitreichende, langwierige Weiterentwicklungen der Gerätetechnik obsolet machen.
Darüber hinaus soll auch die Möglichkeit bestehen, vielerorts bereits eingesetzte proprietäre Lösungen zur Kommunikation von betrieblichen Daten (z.B. Softwareupdates) oder für das Lademanagement am Ladepunkt weiterhin zu nutzen (während netzrelevante Steuerung am Netzanschluss über den CLS-Proxy-Kanal erfolgen muss). In den Fällen, in denen eine weitere Anbindung von außen über das WAN hergestellt wird, ist die Absicherung des Gesamtsystems von großer Bedeutung. Hierzu sind laut Eckpunkteplan die Anforderungen des BSI (bspw. Netzwerkseparierung oder Informationsflusskontrolle) nachweislich umzusetzen. Diese sollen zeitnah durch das BSI erarbeitet und im Stufenmodelldokument (Version 2.0) im zweiten Quartal 2021 veröffentlicht werden.
Zudem enthält der Entwurf im Ausblick auf die Weiterentwicklung von Anwendungsfällen und Mehrwerten von intelligenten Messsystemen weitere Themen, in denen BMWi und BSI eine schnelle Umsetzbarkeit mit der vorhandenen Technik sehen. Einerseits geht es dabei im Zuge von Mehrsparten-Metering (Gas, Wasser, Wärme) um zusätzliche Messgrößen wie Netzzustandsdaten und Tarifanwendungsfälle. Anderseits wird der einfache RLM für Strom, der sich in den Backend-Systemen auf Grundlage von 15-minütigen Zählerstandsgängen (TAF7) berechnen lässt, angeführt. Was sich konkret dahinter verbirgt und was der Unterschied zur bereits heute möglichen Lastgangbildung für die RLM-Bilanzierung ist, bleibt offen.
Einschätzung von m2g
Wir begrüßen das Vorgehen von BMWi und BSI, Grundsatzfragen über die technischen Eckpunkte zu beantworten und in der Branche diskutieren zu lassen. Damit kann eine gute Grundlage für die detailliertere Diskussion rund um die kommende neue Version des Stufenmodells geschaffen werden. Insgesamt bewerten wir den Schritt, der mit dem Eckpunkteplan für Gatewaystandardisierung genommen wird, für ein wichtiges Signal, dass der Rollout von intelligenten Messsystemen neuen Schwung in weiteren Einsatzfeldern bekommt und SMGWs damit ihren Mehrwert weiter steigern.
Aus unserer Sicht ist die Nutzung des CLS-Proxy-Kanals für verschiedene Anwendungsgebiete eine gute Option für eine sichere Infrastruktur bei gleichzeitig zügiger Umsetzbarkeit. Besonders bei der Fernsteuerung von Anlagen könnten Cyberattacken einen erheblichen Schaden mit Blick auf die Netzstabilität und damit auf die Versorgungssicherheit anrichten. Umso wichtiger ist es, dass nun eine standardisierte Lösung vorgeschlagen wurde, welche die bestehende sichere Infrastruktur der SMGWs nutzt.
Auch beim Thema Liegenschaftsmodell (§ 6 des MsbG) und insbesondere im Bereich Submetering macht die Nutzung des CLS-Proxy-Kanals aus unserer Sicht Sinn. Durch die nur optionale und nicht verpflichtende LMN-Anbindung von Submetern kann eine zeitintensive Weiterentwicklung der SMGWs vorerst vermieden werden, sodass eine zeitnahe Umsetzung von Bündelangeboten ermöglicht werden kann.
Mit den gemachten Grundsatzentscheidungen kann der wettbewerbliche Messstellenbetrieb und die Mehrwerte, welche durch den Einsatz von SMGWs entstehen, weiter ausgebaut werden. Wir sind gespannt, wie die Diskussion der vorgestellten Optionen nun in der Branche verläuft und was anschließend konkret beschlossen wird.
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