Worum geht es?
Wir beziehen uns erneut auf den Bundestagsbeschluss des Gesetzes zum Neustart zur Digitalisierung der Energiewende (GNDEW) vom 27.05.2023, indem sich für diverse Marktrollen eine Vielzahl neuer Herausforderungen ergeben. In einem vorherigen Beitrag haben wir bereits den § 21 Abs. 3 MsbG genauer betrachtet, in dem es um die Auskunftspflichten des Messstellenbetreibers bei drahtloser Anbindung mehrerer Zählpunkte mit einem Smart Meter Gateway ging. Wir möchten uns in diesem Beitrag erneut der Thematik widmen und einen Blick auf die technische Anbindung werfen. Die hier beschriebenen Neuerungen zu 1-n-Lösungen bieten Raum für neue Möglichkeiten zur Geschäftsfelderweiterung von Messstellenbetreibern, ergeben aber auch zusätzliche Herausforderungen.
Die Kommunikation zwischen Zähler und Gateway, die bisher nur im Nahbereich in der Liegenschaft angedacht war und in der Regel via LMN-Anbindung lokal erfolgte, wird nun im öffentlichen Raum genutzt. Eine Möglichkeit zur Anbindung der Zähler über die lokale Begrenzung hinaus liefert die Übertragung der Zählerdaten über das Wireless M-Bus (Meter-Bus) Protokoll an das SMGW. Hierbei handelt es sich um eine drahtlose Kommunikationstechnologie, die speziell für die Übertragung von Messdaten von Verbrauchszählern wie Wasser-, Gas- und Stromzählern entwickelt wurde. Die Technologie ermöglicht es, Daten ohne physische Kabelverbindungen zwischen den Zählern und einem zentralen Erfassungssystem (SMGW) zu übertragen. Wireless M-Bus hat sich, basierend auf den Vorschlägen der OMS Group, zu einem europäischen Standard entwickelt.
Was zeichnet Wireless M-Bus aus:
Die technischen Anforderungen und Spezifikation einer drahtlosen Kommunikation über Wireless M-Bus von mME und SMGW werden in der DIN EN 13757-4 definiert. Die drahtlose Kommunikationsreichweite von M-Bus beträgt maximal 100 m, diese kann allerdings durch Betonwände auf 20-30 m begrenzt werden. Die Reichweite kann durch entsprechende Verstärker erhöht werden. Die Datenübertragungsgeschwindigkeit beträgt 30-100 Kilobit pro Sekunde je nach Übertragungsmodus. Bei kabelgebundenen Anbindungen sind jedoch höhere Geschwindigkeiten im Mbit Bereich möglich. Von der OMS Group wird die drahtlose Geschwindigkeit jedoch als vollumfänglich ausreichend für eine stabile und störungsfreie Kommunikation zur Übermittlung von Verbrauchs- und Echtzeitdaten eingestuft.
Die Daten können mittels verschiedener Sicherheitsprofile (AES128-CBC und TLS) verschlüsselt übertragen werden. Durch diese Maßnahme wird verhindert, dass unbefugte Dritte mithilfe eines drahtlosen M-Bus-Empfängers, der sich innerhalb der Signalreichweite befindet, Zugriff auf Messdaten erhalten und diese auswerten können. Wireless M-Bus hat sich bei drahtloser Anbindung von mME und SMGW, als auch bei Sicherheitsanforderungen aufgrund jahrelanger Erfahrung bei Millionen von in der Praxis als zuverlässig erwiesen. Verabschiedete Normen sollen die Interoperabilität von Geräten verschiedener Hersteller verbessern und die Kommunikation via Wireless M-Bus somit erleichtern.
Welche Auswirkungen ergeben sich aufgrund der Anpassung:
Aufgrund zunehmender Anforderungen und dem Nutzen weiterer technischer Funktionalität bleibt jedoch offen, ob ein iMS hierbei den Mindestfunktionsumfang und die Echtzeitfähigkeit über eine drahtlose Verbindung auf technischer Ebene gewährleisten kann. Durch wachsende Anwendungsfälle durch beispielsweise Steuerungshandlungen oder dem Erfassen von hochfrequenten Netzzustandsdaten ergeben sich zunehmende Herausforderungen für den Übertragungsstandard.
Unsere Einschätzung der Thematik
Der Anwendungsfall 1:n ist derzeit bei vielen Unternehmen noch nicht als Standard etabliert. Dank Materialeinsparungen kann hier eine gesteigerte Wirtschaftlichkeit entstehen und es bestehen Optionen zu neuen Geschäftsmodellen. Durch eine wirtschaftliche Einbindung von zusätzlichen optionalen Anwendungsfällen können beispielsweise weitere Kundengruppen erschlossen werden.
Entscheidet sich der MSB für eine 1:n Lösung muss er sich sowohl mit der geeigneten Technik z.B. beim Zusammenspiel von Gateways und Zählern als auch mit den dazugehörigen Prozessanpassungen auseinandersetzen. Bisher etablierte Prozesse der ERP-Systeme beispielsweise beim Geräteeinbau, bei Störungen oder dem Gerätewechsel müssen grundlegend verändert werden, da die Gateways innerhalb der Systeme an verschiedene Kunden angebunden werden müssen. Der hierbei entstehende Mehraufwand muss dem entsprechenden Nutzen individuell gegenübergestellt werden. ist eine individuelle Bewertung der örtlichen Gegebenheiten notwendig, um die Kommunikationsreichweiten sicherzustellen.
Wir von m2g sind der Auffassung, dass eine Implementierung einer drahtlosen Verbindung für mehrere Zählpunkte an ein Gateway die Digitalisierung der Energiewende erheblich vorantreiben kann. Dennoch müssen die spezifischen Umsetzungsherausforderungen individuell betrachtet werden, um sicherzustellen, dass sie den Rollout nicht ausbremsen. Bereits im 1:1 Verhältnis müssen MSBs mit einer hohen Störungsquote umgehen. Es bleibt abzuwarten, ob solche 1:n Konstrukte in der Praxis funktionieren und Wireless M-Bus das „Versprechen“ ausreichende Datenübertragungsgeschwindigkeit und Sicherheitsaskpekte erfüllen kann.
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